top of page

Stille der Worte

Leider habe ich es noch nicht geschafft, einige konkrete Seiten mit meiner neuen Figur Tsala zu füllen. Noch fügt sie sich nicht richtig ins Geschehen ein. Sowas kommt vor. Einige Figuren sind so klar, dass man sie mit dem ersten Gedanken perfekt geplant hat. Wie alte Freunde, die auf ein Glas Wein vorbeikommen. Man kennt sie genau und kann sie in jegliche Situation hineinschreiben und weiss exakt, wie sie darauf reagieren würden, genau wie bei engen Freunden.

Dann sind noch die, die wie Nebel ums Haus, bzw. um die Gedanken streichen. Fein gesponnen, lassen sie sich nicht so leicht greifen, benehmen sich wie die Jungfrau in der Hochzeitsnacht. Doch auf sie muss man nur etwas warten, Geduld zeigen und sie reifen lassen. Wir trinken einen guten Tropfen auch nicht, kaum, dass er gekeltert ist. Wenn man sie zu früh erweckt aus diesem Dornröschenschlaf, kann es leider sein, dass man die Figur verdirbt. Heisst, sie wird nie zu ihrem vollen Entwicklungspotenzial finden. Meist bringe ich sie dann irgendwie um, weil sie mich zu nerven beginnt. Was nicht heissen soll, dass alle Leichen in meinen Büchern halbgare Figuren waren, bei Gott nicht. Aber es ist natürlich eine sehr elegante Möglichkeit, sie wieder loszuwerden.

Im Moment ist es eh so, dass ich gerade nicht sehr viel schreibe. Viel geschieht gerade und macht es schwierig sich in Ruhe hinzusetzen und zu «komponieren» mit den Worten, die mich umwabern. Doch andererseits ist es eine Zeit, wenn ich nicht viel zum Schreiben komme, in der ich oft Ideen habe ohne Ende. Neue Buchideen, Figurenentwicklungen und Situationen. Ich beobachte meine Umgebung in solchen Zeiten viel genauer und sauge diese Beobachtungen in mich hinein, um sie später in Büchern zu verwenden. Ich recherchiere zum Beispiel auch viel, checke damit ab, ob Buchideen umsetzbar sind. Eine sehr fruchtbare Stille der Worte. Und mir deshalb genauso willkommen wie das Klickern auf der Tastatur.


Tag Cloud
Noch keine Tags.
bottom of page