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Sonntagmorgengedanken zum Schreiben

Manchmal wäre es so viel einfacher, nicht zu schreiben. Denn wer schreibt, wird verletzlich und angreifbar. Schliesslich sind meine Texte ein Teil von mir. Vieles ja, ist erfunden, doch liegt doch immer auch vieles von mir darin verborgen. Und ich glaube, das allerschwierigste am Schreiben, ist das Veröffentlichen. Versteht mich richtig, es ist auch sehr erhebend, rauschhaft und befreiend. Aber es ist auch ein Seelenstreaptase. Wenn dann die ersten Rezensionen kommen, tut es entweder richtig weh oder es ist ein Fest. Doch das weiss man zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Und diese Ungewissheit ist Folter der Extraklasse.

Nicht, dass ich ohne es leben möchte, oder könnte. Ich sage nur, wer zur Feder greifen möchte, aber auch noch eine Alternative im Köcher hat, sollte sich besser für diese entscheiden. Es ist sicher der einfachere Weg. Aber wer es gerne steinig und emotionsgeladen mag, dem kann ich nur empfehlen: Schreib ein Buch! Es gibt nichts, was damit vergleichbar wäre. Monate-, wenn nicht jahrelange Freuden und Qualen, Freunde (Figuren), die du nie vergisst, Geschichten, die du so erlebst, wie du es bestimmst und ganz viele Momente, in denen du abtauchst aus dem Alltag in eine von dir geschaffene Welt.

Ich besitze eine Handtasche, auf der steht: Writing is thinking on paper (Schreiben ist denken auf Papier). Für mich ist es so viel mehr: Writing is living on paper (Schreiben ist leben auf Papier). Nicht besser als das wahre Leben, nicht schlechter, oder als Ersatz für das richtige Leben gedacht. Nein, einfach eine ganz eigene, tolle Art Dinge auszuleben, zu erfinden, auszuprobieren, die im wahren Leben nicht immer möglich sind. Zum Beispiel ein Mann sein (ich bin eine Frau), eine Hure, einen Drachen fliegen, im Schwertkampf sterben, ein Löwe in der Savanne sein oder am Ende des Regenbogens einen Schatz heben. Wobei, das habe ich schon gemacht. Einen Schatz gehoben, das Schreiben.

Bild by Felix

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